Sajangebirge

So bekannt wie der Baikalsee in Europa ist, so weniger bekannt ist das Sajangebirge, was nicht nur an der unterentwickelten Infrastruktur der Region, sondern auch an der Abgeschiedenheit liegt. Der Name kommt von dem hier früher wohnenden türkischstämmigen Volk - der Sajan.
Das Sajangebirge ist eine faszinierende, relativ abgeflachte Bergregion in Südsibiriern, das sich Russland und die Mongolei teilen. Man unterscheidet hier zwischen dem Westsajan und dem Ostsajan. Die Höhe des Gebirges beträgt im Westen nicht mehr als 2 500 - 3 000 m, im Osten sogar nur 2 000 m. Es ist eine einzigartige, unbeschreiblich schöne Berglandschaft mit vielen Kontrasten - ein spezielles Stückchen wilde Natur, gelegen im Nordosten des Altaigebirges und westlich des Baikalsees. Dies wissen auch Staatsoberhäupte zu schätzen, so machte z. B. Wladimir Putin hier schon mehr als einmal Urlaub und 2007 nahm Fürst Albert von Monaco die Einladung des russischen Präsidenten Wladimir Putin an, ihn auf eine Erlebnistour durch die sibirische Republik Tuva zu begleiten.
Die Berghänge sind mit dem dunklen Nadelwald der Taiga bewachsen (Zeder, Fichte, Lärche, Tanne). Weiter den Berg hinauf erstreckt sich ein Laubwald. Oberhalb von 2 300 m sind alpinen und subalpinen Wiesen zu finden, gefolgt von steinigen Tundralandschaften mit Sträuchen und Moosflechten bedeckt. Aber auch zahlreiche Gletscher und zwei erloschene Vulkane gibt es hier zu sehen. In dieser Region, in der Nähe der Stadt Kysyl, entspringt durch den Zusammenfluss seiner beiden Quellflüsse, dem Groß-Jenissei und dem Klein-Jenissei, einer der größten und schönsten Flüsse Russlands, der Jenissei. Die Berge sind durch eine Fülle von kristallklaren Seen bekannt. Sowohl große als auch kleine Flüsse und Bäche bahnen sich ihren Weg duch die Schluchten der zerklüfteten Berge. Sie sind vor allem durch ihre große Vielfalt an Fischarten und -reichtum bekannt.
Die Tierwelt des Gebietes ist durch die typischen Bewohner der sibirischen Taiga vertreten. Aber auch einige Exemplare der zentral asiatischen Fauna sind in dieser Gegend anzutreffen. In der Taiga und in den Bergen lassen sind Hirsche, Elche, Moschusochsen, Streifenhörnchen, Hasen, Eichhörnchen, Wölfe und Füchse finden, aber auch der Braunbär ist hier häufig zu sehen. Im Hochland kann man sogar seltene Tier sehen, u. a. den Mähnenwolf (roter Wolf), Schneeleoparde, Bergziegen und Bergschafe. Dank des trockenen Klimas gibt es nur wenige blutsaugende Insekten wie Mücken, Schnaken oder Bremsen und in windreichen Flusstälern sind sie gar nicht anzutreffen.
Das Sajangebirge und vor allem das an der Grenze zur Mongolei gelegene Ostsajangebirge haben einiges zu bieten. Dazu gehören unter anderem Wanderungen bis in die alpinen Zonen, Rafting auf zahlreichen Flüssen, Erholung in den Mineralquellen mit unterschiedlichem Mineralgehalt und Wassertemperaturen, sowie die Nähe zur unberührten Natur.
Zu Zeiten der Sowjetunion wurde die Glaubensfreiheit und die kulturellen Traditionen der einheimischen Bevölkerung unterdrückt, doch diese entfaltete sich in den vergangenen Jahren erneut. Alle, die eher einen Einblick in die kulturelle bzw. religiöse Tradition der einheimischen Bevölkerung erhalten möchten, sei ein Besuch der vielen buddhistischen Klöster und Museen oder eines der vielen Dörfern der Altgläubigen empfohlen.
Erst in Burjatien und Tuva hat man auch tatsächlich das Gefühl, in Asien angekommen zu sein. Dies liegt vorwiegend an dem recht hohen einheimischen Bevölkerungsanteil und zum Anderen an den heute wieder überall sichtbaren Zeichen des Buddhismus.
Ursprünglich war diese Region Heimat verschiedener Zivilisationen. Es ist historisch bestätigt, dass hier das kriegerische Volk der Skifen zu Hause war, später wohnten hier die altertümlichen Kirgisen. Im Jahr 1206, nach der Proklamation des Kongresses, vereinigte der Große Dschingis Khan die mongolische Stämme u. a. auch Burjaten und Tuvinen und es wurde das mongolisches Reich gegründet. Die Spuren von Kultur, Lebensweise und Glauben deuten heute noch auf die Verwandtschaft zu diesen Völkern hin und sind nicht zu übersehen.
Zu Beginn des 17. Jahrhunderts drang der tibetische Buddhismus in die Region des Baikalsees vor. Zur gleichen Zeit erweiterte das russische Reich seine Macht im Osten. Die Kosaken drangen immer weiter vor und gründeten den ersten Vorposten in der Region am Baikalsee. Im Jahr 1703 unterzeichnete Peter der Große ein Dekret, auf Grund dessen Burjatien ein Teil des Moskauer Staates wurde. Die Tuvinen haben ihre Souveränität noch lange erhalten können und traten der UdSSR als Autonome Republik erst im Oktober 1944 bei.
Im tiefsten und unzugänglichsten Teil Sibiriens sind auch Auswanderer der orthodoxen Kirche, sogenannte Altgläubige anzutreffen, die vor Jahrhunderten hier ansässig wurden. Als sich die russisch-orthodoxe Kirche im Jahr 1653 unter Patriarch Nikon reformierte und sich der griechisch-orthodoxe Mutterkirche anpasste, fand dies keine einheitliche Zustimmung und führte zur Spaltung unter den Gläubigen. Viele verweigerten sich dem "neuen" Glauben, lehnten ihn ab und hielten an den alten Ritualen und Traditionen fest. Daher stammt der Name "Altgläubige".
Der erbitterte Widerstand der Anhänger ihren alten Glaube aufzugeben und die Reformen anzuerkennen hatte zur Folge, dass sie von der russischer Kirche und dem Staat verfolgt und bestraft wurden. Durch die Verfolgung waren die Altgläubigen dazu gezwungen, sich von Zeit zu Zeit neue Zufluchtsorte zu suchen. Heutzutage sind ihre Nachkommen auf allen Kontinenten verteilt und haben sich dem modernen Leben angepasst. Anders verhält es sich bei den Nachkommen, die ihre Zuflucht in den Bergen und in der tiefsten Taiga gefunden haben. Sie halten an den jahrhundertealten Traditionen und dem Glauben ihrer Vorfahren fest und leben in kleinen Dörfern, Familiengemeinschaften oder als einzelne Familien zurückgezogen von der Zivilisation. Manche Altgläubige leben auch in vollkommener Isolation als Einsiedler in der Taiga und vermeiden jeglichen Kontakt mit der Außenwelt.
So sorgte in der Welt eine Schlagzeilen für Interesse, als durch reinen Zufall im Jahre 1978 eine Expedition von Geologen eine Familie (Lykow) von Altgläubigen entdeckte. Sie bestand aus Vater, zwei Söhnen und zwei Töchtern, die in voller Abgeschiedenheit von der Zivilisation und im Einklang mit der Natur und dem Glauben seit über 40 Jahren ganz allein in der tiefsten Taiga des Sajangebirges lebten. Heute lebt nur noch ein Mitglied der Familie und zwar die jüngste Tochter (geb. 1945), alle anderen sind aus nicht genau geklärten Gründen gestorben (vermutlich Immunschwäche).
Genaue Informationen darüber, wie viele Menschen heute noch isoliert in der sibirischen Taiga leben, gibt es nicht.
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